Midsommar (2019)
- Regie und Drehbuch: Ari Aster
- Hauptdarsteller: Florence Pugh, Jack Reynor, William Jackson Harper, Vilhelm Blomgren, Will Poulter
- Laufzeit: 147 Minuten (Director’s Cut: 171 Minuten)
- Genre: Psychologischer Horror, Folk-Horror, Drama
- Sprache: Englisch und Schwedisch
Handlung
„Midsommar“ folgt der Geschichte von Dani (Florence Pugh), einer jungen Frau, die nach einem schrecklichen persönlichen Verlust mit ihrem Freund Christian (Jack Reynor) und seinen Freunden zu einer abgelegenen schwedischen Kommune reist. Die Gruppe wird eingeladen, an einem seltenen neuntägigen Midsommar-Fest teilzunehmen, das nur einmal alle 90 Jahre gefeiert wird.
Was als idyllischer Urlaub in einer malerischen, sonnendurchfluteten Umgebung beginnt, nimmt schnell eine düstere Wendung. Die Bewohner der Kommune, die Hårga, haben bizarre und beunruhigende Bräuche, die auf alten heidnischen Traditionen basieren. Während die Feierlichkeiten fortschreiten, wird die Gruppe Zeuge schockierender Rituale, die sich langsam in tödlichen Horror verwandeln.
Dani, die mit ihrer eigenen Trauer und ihrer dysfunktionalen Beziehung zu Christian kämpft, beginnt eine Verbindung zur Gemeinschaft der Hårga aufzubauen, die ihre Verletzlichkeit ausnutzen. Die Geschichte endet in einem schockierenden Finale, das Dani auf eine neue, aber grausame Art von Freiheit hinführt.
Besonderheiten des Films
- Horror im Tageslicht:
Anders als die meisten Horrorfilme, die auf Dunkelheit setzen, spielt „Midsommar“ fast vollständig bei hellem Tageslicht. Die hellen, lebhaften Farben der Natur kontrastieren mit den düsteren, verstörenden Ereignissen, die sich abspielen. - Folk-Horror-Tradition:
Der Film ist ein modernes Beispiel für das Folk-Horror-Subgenre, das sich auf isolierte ländliche Gemeinschaften und deren gefährliche, oft religiöse oder kulturelle Rituale konzentriert. Vergleichbare Filme sind „The Wicker Man“ (1973) und „The Witch“ (2015). - Emotionale Tiefe:
Neben seinen Horrorelementen ist „Midsommar“ ein intensives Beziehungsdrama. Die toxische Dynamik zwischen Dani und Christian zieht sich durch den gesamten Film und verleiht den Ereignissen eine persönliche und emotionale Dimension. - Symbolik und Mythologie:
Der Film ist durchdrungen von Symbolik, darunter Runen, mythologische Anspielungen und archetypische Bilder. Viele der Rituale basieren auf echten skandinavischen Traditionen, die jedoch für den Film übertrieben und fiktiv erweitert wurden. - Visuelle und auditive Gestaltung:
- Visuell: Die sorgfältig komponierten Bilder und das helle, fast traumhafte Setting machen den Film zu einem ästhetischen Meisterwerk.
- Musikalisch: Der hypnotische Soundtrack von Bobby Krlic (The Haxan Cloak) verstärkt die Atmosphäre und die emotionale Wirkung.
Themen und Interpretationen
- Trauma und Heilung:
Dani durchläuft eine Reise der emotionalen Transformation. Ihr Verlust und die Isolation innerhalb ihrer Beziehung zu Christian stehen im Mittelpunkt, während die Hårga ihr letztendlich eine Art von Akzeptanz bieten – wenn auch auf schreckliche Weise. - Kollektive versus individuelle Identität:
Der Kontrast zwischen der engen Gemeinschaft der Hårga und den zerbrechlichen Beziehungen der amerikanischen Gruppe verdeutlicht Themen wie Zugehörigkeit, Opferbereitschaft und Gruppenzwang. - Beziehungsdynamiken:
Die dysfunktionale Beziehung zwischen Dani und Christian wird gnadenlos seziert. Christians Untreue, mangelndes Mitgefühl und Dani’s Abhängigkeit von ihm führen zu ihrem emotionalen Zusammenbruch – und später zu ihrer Rache. - Paganismus und Ritual:
Die heidnischen Rituale der Hårga sind schockierend und faszinierend zugleich. Sie symbolisieren eine Rückkehr zu vorchristlichen Werten, die eine enge Verbindung zur Natur und einen Zyklus von Leben und Tod betonen.
Produktion und Hintergründe
- Inspiration:
Ari Aster bezeichnete „Midsommar“ als eine Mischung aus Beziehungsdrama und Horrorfilm. Die Idee entstand aus seiner eigenen Trennung, die er in der Geschichte von Dani und Christian verarbeitete. - Drehort:
Obwohl der Film in Schweden spielt, wurden die meisten Szenen in Ungarn gedreht. Das fiktive Dorf der Hårga wurde speziell für den Film gebaut. - Authentizität:
Viele der Rituale, Kostüme und Symbole im Film basieren auf tatsächlichen schwedischen und nordischen Traditionen, wurden jedoch für die Handlung kreativ angepasst. - Director’s Cut:
Eine längere Version des Films enthält zusätzliche Szenen, die noch mehr über die Dynamik zwischen Dani und Christian sowie die Rituale der Hårga verraten.
Rezeption
- Kritiken:
„Midsommar“ wurde von Kritikern für seine originelle Herangehensweise an das Horrorgenre, Florence Pughs herausragende Performance und die visuelle Gestaltung gefeiert. Einige empfanden den Film jedoch als zu lang oder verstörend. - Publikum:
Der Film spaltete die Zuschauer. Viele lobten seine künstlerische Qualität, während andere die langsame Erzählweise und den Mangel an klassischen Horrorelementen kritisierten. - Auszeichnungen:
Florence Pugh erhielt viel Anerkennung für ihre Darstellung und wurde mehrfach nominiert. Der Film gewann auch Preise für seine Kameraarbeit und Regie.
Fazit
„Midsommar“ ist ein außergewöhnlicher Horrorfilm, der seine beunruhigende Wirkung weniger durch Jumpscares als durch psychologische Tiefe, visuelle Opulenz und kulturelle Symbolik erzielt. Er ist eine Mischung aus Beziehungsdrama, surrealer Kunst und traditionellem Folk-Horror. Für Zuschauer, die sich auf eine andere Art von Horror einlassen möchten, ist „Midsommar“ ein absolutes Highlight.