„Timecrimes“ (Originaltitel: „Los Cronocrímenes“) – Zeitreise trifft auf Spannung
Der Film Timecrimes (spanischer Originaltitel: Los Cronocrímenes) ist ein spanischer Science-Fiction-Thriller aus dem Jahr 2007, geschrieben und inszeniert von Nacho Vigalondo. Nicht zu verwechseln mit einem Mainstream-Zeitreise-Thriller, bringt dieser Film einen unkonventionellen und minimalistisch erzählten Plot, der sich um die komplexe Thematik von Zeitreisen und den unvorhersehbaren Konsequenzen wiederholter Entscheidungen dreht. „Timecrimes“ wurde aufgrund seines ausgeklügelten Handlungsaufbaus und seines minimalistischen Ansatzes von Kritikern gefeiert, ist aber dennoch weitgehend ein Geheimtipp geblieben.
Handlung: Zeitreise als Paradoxon
Die Geschichte dreht sich um Hector, einen durchschnittlichen Mann mittleren Alters, der in ein mysteriöses Zeitreiseexperiment verwickelt wird. Als Hector eines Nachmittags mit einem Fernglas das umliegende Gelände seines Hauses beobachtet, entdeckt er eine junge Frau im Wald, die ihm unbekleidet und bewusstlos erscheint. Neugierig geworden, macht er sich auf den Weg dorthin und wird plötzlich von einem seltsamen, bandagierten Mann angegriffen. Auf der Flucht sucht er Zuflucht in einem nahegelegenen Gebäude und gerät dabei in eine experimentelle Zeitmaschine, die ihn um eine Stunde in die Vergangenheit versetzt. So beginnt für Hector eine Spirale aus Verfolgungsjagden, Missverständnissen und Entscheidungen, die zu immer neuen Zeitlinien führen und das Konzept von Ursache und Wirkung auf die Probe stellen.
Im Verlauf des Films erkennt Hector die Konsequenzen seiner Handlungen, da jede seiner Entscheidungen neue Versionen seiner selbst und der Handlung erzeugt. Das Spiel mit Identität, Zeit und Realität führt zu einem nahezu düsteren und tragischen Verlauf der Geschichte, der den Zuschauer in die Moral und die ethischen Dilemmata einer manipulierten Zeit verwickelt.
Warum ist „Timecrimes“ kein Mainstream-Film?
Obwohl Timecrimes ein faszinierendes Konzept und eine spannende Erzählstruktur hat, ist er kein Mainstream-Film, und das hat mehrere Gründe:
- Minimalistischer Ansatz: Der Film konzentriert sich fast ausschließlich auf eine kleine Anzahl von Charakteren und einen einzigen Schauplatz. Diese Reduzierung auf das Wesentliche und die schlichte Art der Inszenierung machen Timecrimes zu einem fast schon theaterartigen Film, was ihm eine außergewöhnliche, fast intime Atmosphäre verleiht, jedoch nicht die übliche „Blockbuster-Attraktivität“ hat.
- Komplexität und Anspruch: Zeitreisen und ihre Paradoxien werden oft vereinfacht oder mit Action überladen, um Mainstream-Publikum zu erreichen. Timecrimes geht jedoch einen anderen Weg: Er zeigt die logischen und psychologischen Konsequenzen von Zeitreisen in einer Weise, die für den Zuschauer herausfordernd und anspruchsvoll ist. Die Handlung erfordert hohe Aufmerksamkeit, da sie komplex verwoben und nicht chronologisch abläuft.
- Fehlende „Heldenfigur“: Hector ist kein typischer Held; er ist verletzlich, macht gravierende Fehler und handelt oft aus Egoismus. Sein Charakter ist wenig idealisiert, was eine emotionale Distanz schafft und ihn von klassischen Hollywood-Protagonisten abhebt. Dieses psychologische Realismus-Element macht Timecrimes für manche Zuschauer schwer zugänglich und weniger attraktiv als typische Blockbuster.
- Indie-Ästhetik und Produktionsbudget: Timecrimes wurde mit einem vergleichsweise niedrigen Budget produziert und setzt keine aufwendigen CGI-Effekte oder hochkomplexen Szenarien ein, die Mainstream-Publikum oft anziehen. Stattdessen konzentriert sich der Film auf die Story und die Leistung der Schauspieler, was ihn für die breiten Kinomärkte weniger interessant erscheinen lässt.
- Düsterer und pessimistischer Ton: Der Film geht eher in eine düstere, beklemmende Richtung, da die Geschichte hauptsächlich von Hectors Verzweiflung und Versuchen handelt, aus der Zeitfalle zu entkommen. Es fehlt eine klassische „Happy-End“-Struktur, was viele Zuschauer, die Mainstream-Kino gewohnt sind, als frustrierend empfinden könnten.
Persönliche Bewertung: Ein Meisterwerk für Fans von Zeitreise-Thrillern
Timecrimes ist ein brillantes Beispiel für einen intelligent konstruierten, minimalistischen Zeitreise-Thriller, der das Paradoxon der Zeitreisen als zentrales Thema aufnimmt und gekonnt Spannung erzeugt. Besonders die Dramaturgie und die überraschenden Wendungen machen ihn für alle, die sich auf eine etwas anspruchsvollere Handlung einlassen können, zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Positiv hervorzuheben:
- Spannende und durchdachte Story: Die Handlung ist gut durchdacht und die verschiedenen Handlungsstränge fügen sich am Ende nahtlos zusammen.
- Unkonventionelle Figurenzeichnung: Hector ist ein atypischer, fast schon anti-heroischer Protagonist, was ihn realistisch und faszinierend macht.
- Intensive Atmosphäre: Die eingeschränkte Kulisse und die geringe Anzahl an Charakteren erzeugen eine fesselnde und klaustrophobische Atmosphäre, die die Spannung verstärkt.
Mögliche Kritikpunkte:
- Komplexität: Die Handlung erfordert Aufmerksamkeit und Nachdenken; ein typischer „Popcorn-Film“ ist Timecrimes sicher nicht.
- Langsame Erzählweise: Für Zuschauer, die schnellere Handlungsabfolgen und Action bevorzugen, mag der Film etwas schleppend wirken.
- Pessimistischer Ton: Die Geschichte hat eine düstere Note, die manche Zuschauer als frustrierend empfinden könnten.
Punktbewertung: 8.5/10
Timecrimes ist eine kluge, spannende und minimalistische Umsetzung eines Zeitreiseparadoxons, das den Zuschauer nicht nur auf eine rätselhafte Reise, sondern auch in die moralischen Dilemmata des Protagonisten entführt. Wer sich für das Thema Zeitreisen interessiert und bereit ist, sich auf einen etwas anderen Ansatz ohne Blockbuster-Glanz einzulassen, wird diesen Film vermutlich großartig finden.