Hausu (1977)
- Regie: Nobuhiko Obayashi
- Drehbuch: Chiho Katsura, basierend auf Ideen von Chigumi Obayashi (der Tochter des Regisseurs)
- Hauptdarsteller: Kimiko Ikegami, Miki Jinbo, Kumiko Ohba, Ai Matsubara
- Laufzeit: 88 Minuten
- Genre: Horror, Fantasy, Surrealismus, Komödie
- Sprache: Japanisch
Handlung
„Hausu“ ist ein surrealer Horrorfilm, der die Geschichte einer Gruppe von sieben Schulmädchen erzählt, die ihre Sommerferien im abgelegenen Haus der Tante von „Gorgeous“ (Kimiko Ikegami) verbringen. Die Mädchen haben jeweils charakteristische Persönlichkeiten, die sich in ihren Spitznamen widerspiegeln, z. B.:
- Gorgeous: Die schöne Anführerin der Gruppe.
- Kung Fu: Die Kämpferin, die gerne Probleme mit Gewalt löst.
- Melody: Die musikalische Begabung.
- Sweet: Die fürsorgliche und naive Seele der Gruppe.
- Prof: Die kluge, rationale Denkerin.
- Mac: Die etwas kräftigere, ständig hungrige Freundin.
- Fantasy: Die träumerische und romantische unter ihnen.
Im Haus angekommen, stellt sich schnell heraus, dass etwas nicht stimmt. Die Tante von Gorgeous verhält sich seltsam, und das Haus selbst entwickelt ein Eigenleben. Nach und nach fallen die Mädchen übernatürlichen Angriffen des Hauses und seiner Bewohnerin zum Opfer – auf groteske und oft absurde Weise.
Besonderheiten des Films
- Visueller Stil:
„Hausu“ zeichnet sich durch einen extrem experimentellen und übertrieben surrealen Stil aus. Es gibt grelle Farben, absurde Animationen und unorthodoxe Kameraarbeit, die den Film wie eine Mischung aus Albtraum und Fiebertraum erscheinen lassen. - Unkonventionelle Erzählweise:
Der Film bricht mit den traditionellen Regeln des Erzählens und nutzt eine episodische Struktur, die manchmal wie eine Mischung aus einem Kinderbuch und einem Horrorstreifen wirkt. - Kombination von Horror und Humor:
Während die Grundhandlung als Horror beschrieben werden kann, übertreibt „Hausu“ viele seiner Szenen ins Lächerliche. So wird ein Mädchen von einer besessenen Klaviertaste verschlungen, und eine Katze mit leuchtenden Augen spielt eine zentrale Rolle im Wahnsinn des Hauses. - Inspiration durch Kinderlogik:
Die Grundidee für den Film stammt von der Tochter des Regisseurs, die vorschlug, Elemente aus ihren Kindheitsängsten zu integrieren. Diese kindliche Perspektive führt zu der absichtlich übertriebenen und oft albernen Horrorästhetik.
Themen und Interpretationen
- Trauma und Verlust:
Im Hintergrund der Geschichte stehen Verluste und die Narben des Zweiten Weltkriegs. Die Tante, die das Haus bewohnt, leidet an einem gebrochenen Herzen, nachdem ihr Verlobter im Krieg gefallen ist. - Feminine Symbolik:
Das Haus wird oft als eine Erweiterung der Tante und ihrer unterdrückten Wut interpretiert. Die Angriffe des Hauses können als Rache an der nächsten Generation gesehen werden. - Kritik an Genre-Konventionen:
Der Film parodiert und dekonstruiert gleichzeitig viele Tropen des Horrorgenres. Die stereotypischen Persönlichkeiten der Mädchen werden auf die Spitze getrieben, während ihre Todesarten grotesk und surreal sind.
Produktion und Hintergrund
- „Hausu“ wurde von Toho Studios produziert, die damals eine Art japanisches Pendant zu Hollywood darstellten. Nach dem Erfolg von Jaws (1975) wollte Toho einen eigenen kommerziellen Horrorfilm entwickeln.
- Nobuhiko Obayashi, der zuvor hauptsächlich Werbefilme gedreht hatte, brachte seinen unkonventionellen Stil und seine Vorliebe für experimentelle Techniken ein.
- Der Film wurde zunächst von Kritikern abgelehnt, fand jedoch schnell eine Kultanhängerschaft und wurde besonders bei jüngeren Zuschauern ein Erfolg.
Rezeption
- Kritiken zur Veröffentlichung:
Viele Kritiker verstanden den Film bei seiner Veröffentlichung nicht und hielten ihn für chaotisch und unzusammenhängend. - Späterer Kultstatus:
In den 2000er-Jahren wurde „Hausu“ wiederentdeckt und von internationalen Filmfestivals und Kritikern gefeiert. Der Film gilt heute als Meilenstein des experimentellen Horrorfilms. - Einfluss auf andere Filme:
„Hausu“ inspirierte spätere Werke im Bereich des surrealen und absurden Horrors und hat sich als Klassiker etabliert, der in seiner einzigartigen Vision bis heute unerreicht bleibt.
Fazit
„Hausu“ ist kein typischer Horrorfilm – er ist ein Erlebnis. Mit seiner Mischung aus kindlicher Naivität, absurdem Humor und surrealem Schrecken bleibt er einer der einzigartigsten Beiträge zum Genre. Wer aufgeschlossen ist für experimentelles Kino, wird mit einem wahrhaft einzigartigen Film belohnt.