- Regie: Lee Chang-dong
- Drehbuch: Lee Chang-dong, Oh Jung-mi
- Genre: Psychologisches Drama, Mystery
- Dauer: 148 Minuten
- Basierend auf: Haruki Murakamis Kurzgeschichte Scheunenabbrennen (Barn Burning) aus Der Elefant verschwindet.
Handlung
Burning erzählt die Geschichte des jungen Jong-su (Yoo Ah-in), eines angehenden Schriftstellers, der in Seoul lebt. Er trifft zufällig auf Hae-mi (Jeon Jong-seo), eine ehemalige Nachbarin aus seiner Heimatstadt. Die beiden kommen sich näher, und Hae-mi bittet Jong-su, während einer Reise nach Afrika auf ihre Katze aufzupassen.
Nach ihrer Rückkehr bringt Hae-mi einen mysteriösen Mann namens Ben (Steven Yeun) mit, den sie auf ihrer Reise kennengelernt hat. Ben ist charismatisch, reich und scheint keine klar erkennbare Arbeit zu haben. Zwischen den dreien entsteht eine komplexe Dynamik aus Eifersucht, Misstrauen und Faszination.
Die Geschichte nimmt eine dunkle Wendung, als Ben beiläufig erwähnt, dass er ein ungewöhnliches Hobby hat: Er „brennt“ verlassene Gewächshäuser nieder. Bald darauf verschwindet Hae-mi spurlos, und Jong-su beginnt, Ben zu verdächtigen und zu verfolgen, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist.
Themen und Motive
- Mysteriöse Ambivalenz: Der Film bleibt absichtlich vage, sowohl in Bezug auf die Charaktere als auch auf die Ereignisse. Die Zuschauer sind gezwungen, zwischen Jong-sus Wahrnehmung und der Realität zu unterscheiden.
- Klassenkonflikt: Die Kluft zwischen Jong-su, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und Ben, der sich Luxus leisten kann, wird stark betont. Der Film stellt Fragen über Privilegien, Macht und deren Auswirkungen.
- Innere Leere und Isolation: Jeder der Hauptfiguren kämpft mit existenzieller Einsamkeit. Die langsame Erzählweise unterstreicht dieses Gefühl der Verlorenheit.
- Symbolik der Gewächshäuser: Bens „Hobby“ des Gewächshausbrennens ist eine vielschichtige Metapher. Es kann als Symbol für Zerstörung, Rebellion oder sogar als Spiegelung innerer Konflikte interpretiert werden.
Herausragende Elemente
- Regie und Erzählstil:
Lee Chang-dong, bekannt für seine poetischen und intensiven Werke wie Poetry (2010) und Secret Sunshine (2007), setzt hier auf eine langsame, aber fesselnde Erzählweise. Die subtile Spannung baut sich allmählich auf, bis sie in einem explosiven Finale gipfelt. - Visuelle Poesie:
Kameramann Hong Kyung-pyo (Parasite) hat eine meisterhafte Arbeit geleistet. Die Szenen sind atmosphärisch und durchdacht inszeniert, besonders die berühmte Szene, in der Hae-mi einen Tanz im Sonnenuntergang aufführt – ein Moment, der pure Melancholie einfängt. - Darstellerische Leistungen:
- Yoo Ah-in als Jong-su zeigt eindrucksvoll die innere Zerrissenheit und die zunehmende Obsession seiner Figur.
- Steven Yeun, bekannt aus The Walking Dead, liefert eine bemerkenswerte Leistung als Ben. Sein Lächeln ist gleichzeitig charmant und bedrohlich.
- Jeon Jong-seo verkörpert Hae-mi mit einer Mischung aus Unschuld und Geheimnis, die sie unvergesslich macht.
Auszeichnungen und Kritiken
- Burning feierte seine Premiere beim Filmfestival von Cannes 2018 und wurde hochgelobt. Er erhielt den FIPRESCI-Preis und war der erste südkoreanische Film, der in die engere Auswahl für den Oscar als Bester fremdsprachiger Film kam.
- Kritiker lobten die Komplexität und Ambivalenz der Erzählung. Der Film erhielt 98 % auf Rotten Tomatoes und wird oft als eines der Meisterwerke des modernen koreanischen Kinos betrachtet.
Interpretationsansätze
- Was ist real?
Jong-su ist ein unzuverlässiger Erzähler, und der Film bietet keine klaren Antworten auf die wichtigsten Fragen: Ist Ben wirklich ein Psychopath? Was ist mit Hae-mi passiert? Die Zuschauer müssen selbst entscheiden, welche Version der Ereignisse sie glauben. - Gewächshäuser als Symbol:
Einige Kritiker interpretieren das Abbrennen der Gewächshäuser als Metapher für gesellschaftliche Veränderungen, zerstörte Träume oder die schwelenden Spannungen zwischen Klassen. - Hae-mi als zentrale Figur:
Hae-mi, obwohl scheinbar eine Nebenfigur, repräsentiert eine Art Sehnsucht nach Freiheit und Bedeutung in einer Welt, die sie ignoriert oder missversteht.
Fazit
Burning ist ein Film, der mit seiner Mehrdeutigkeit und emotionalen Tiefe besticht. Er ist weniger ein klassisches Mystery-Drama als eine meditative Erkundung von menschlicher Isolation, Begierden und sozialer Ungerechtigkeit. Wer Geduld und ein Faible für subtile, vielschichtige Geschichten hat, wird diesen Film lange im Gedächtnis behalten.